MOAB 240 – 385 Kilometer durch Schlamm, Regen, Felsen und Weite, DNF keine Option

MOAB 240 – 385 Kilometer durch Schlamm, Regen, Felsen und Weite, DNF keine Option

107 Stunden. 385 Kilometer. 10.000 Höhenmeter. Und ein Kampf, der weit über die scheinbaren Grenzen des Möglichen hinausging. Vom 10. bis 14. Oktober 2025 fand in Utah eines der härtesten Ultratrailrennen der Welt statt: der Moab 240. Ein Rundkurs durch die unendlichen Weiten rund um Moab – durch Canyons, Wüstenplateaus, Slickrock und die Bergketten der La Sal Mountains. Ein Rennen, das alles fordert: Körper, Geist und Seele.

Das Gelände – spektakulär, vielfältig, gnadenlos

Der Kurs des Moab 240 führt über etwa 239,66 Meilen (ca. 385 km) mit rund 31.564 Fuß (≈9.620 m) Auf- und Abstieg. Er erstreckt sich durch eine der markantesten Landschaften Nordamerikas:
Weite Wüstenabschnitte mit rot-orangefarbenem Sand und Felsen, in denen die Hitze früher ein Hauptfaktor war.  Tiefe Canyons und Schluchten – man läuft durch vertikale Steinwände, über ausgewaschene Pfade und über Slickrock-Platten, die wie glatt geschliffene Steinböden wirken.

Zwei markante Bergketten: Die Route überschreitet oder tangiert zwei Bergregionen / Mountain Ranges, wodurch erhebliche Höhenmeter und Temperaturunterschiede entstehen.
Umgebung im Blick: Das Rennen verläuft rund um die Gebiete von Canyonlands National Park und Arches National Park und bietet Ausblicke auf spektakuläre Felsen, Mesa- und Butte-Formationen.
Der Untergrund variiert stark: von losen Sandabschnitten über felsdurchsetztes Trail-Gelände bis hin zu technischen Auf- und Abstiegen auf schmalen Pfaden und steinigen Passagen.
Laut Bewertung vom Event: “Substantial rocks, roots and/or ruts”.  

Diese Kombination macht das Rennen so besonders: nicht nur die Distanz und die Höhenmeter, sondern das Gelände selbst fordert jede Faser des Körpers – besonders bei widrigen Wetterbedingungen.

Ein Rennen im Ausnahmezustand

Schon in den ersten Stunden zeigte sich, dass das Rennen im Jahr 2025 unter völlig anderen Bedingungen als sonst stand. Anstelle von trockener Wüstenhitze zog eine massive Regenfront über Utah – und sie blieb. Tagelanger Regen, Wind und Kälte machten die Strecke zu einem einzigen, schmierigen Albtraum aus Schlamm und Wasser. Was sonst staubtrockene Pfade sind, verwandelte sich in klebrigen Lehm. Schuhe wogen doppelt so viel, jeder Schritt forderte Kraft, jeder Anstieg wurde zum Balanceakt. Der Regen hörte einfach nicht auf – und mit ihm kamen Müdigkeit, Kälte und Zweifel.

107 Stunden Kampf gegen die Elemente

Ich startete mit einem klaren Plan: präzise Zwischenzeiten, definierte Schlafpausen, eine durchdachte Verpflegung und das Ziel, diszipliniert zu bleiben – egal, was kommt. Doch der Regen machte jede Struktur brüchig. Nach rund der Hälfte des Rennens stieg die Erschöpfung spürbar an – körperlich, mental, emotional. Meile für Meile habe ich mich neu orientiert und meinen Fokus gestärkt. „Ein DNF ist keine Option“ - diesen Satz habe ich mir ins Gehirn gehämmert. Und es hat geklappt, der Wille zu finishen war größer als jeder Schmerz; und von denen hatte ich genügend.

Ab der Hälfte kamen meine Pacer ins Spiel: Freunde, Brüder (Jürgen Brunner und Hermann Sehrschön), die mich abwechselnd über die zweite Hälfte des Rennens begleiteten, mich motivierten, an Grenzen führten, mich auffingen, wenn der Körper versagte, und einfach da waren, wenn die Nacht zu lang wurde. Sie liefen nicht nur neben mir – sie trugen mich mit ihrer Energie Richtung Ziel. Jeder von ihnen ein Teil dieses Abenteuers, ein Teil dieses Erfolges. Ich möchte euch hiermit nochmal für euren außerordentlichen Einsatz danken.

Zieleinlauf in Moab – der Moment des Lebens

Nach circa einem Jahr strukturierten Trainings und 107 Stunden über matschige Trails, eisige Nächte und zahllose innere Kämpfe erreichte ich das Ziel gemeinsam mit Jürgen in Moab. 385 Kilometer. 10.000 Höhenmeter hinter mir. Ein klarer Gedanke in diesem Moment nicht möglich, um das Geschaffte zu realisieren. Die Gedanken kreisen, endlich vorbei? leider vorbei? wie habe ich das geschafft? bin ich jetzt wirklich im Ziel angekommen? Unwirklich und Glücksgefühle zugleich, ein unbeschreibliches Gefühl bei solch einem Rennen (Abenteuer) über die Finish Line zu gehen.

Gesamtplatz 95, AK M45 Rang 11.

Ich war erschöpft, durchnässt, leer – und gleichzeitig erfüllt wie nie zuvor. Nicht, weil ich eine Platzierung erreicht hatte, sondern weil ich nicht aufgegeben habe und meine Grenzen in andere Dimensionen geschossen habe.

Der härteste Lauf ist jener in dir selbst

Der Moab 240 war kein Wettkampf gegen andere. Er war ein Wettkampf gegen die Elemente, gegen Müdigkeit, gegen Zweifel – und gegen mich selbst. Jede Meile im Regen, jede schlaflose Nacht, jeder Schluck kaltes Wasser hat mich geformt. Manchmal beginnt man einen Lauf, um ein Ziel zu erreichen – und beendet ihn, als ein anderer Mensch.

Autor:innen: René Ganshofer

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